Walter von Sanden Guja (1888 - 1972)
"Gott gab die Welt dem Menschen;
er darf sie benutzen,
aber er soll es tun mit reinen Händen
und ehrfürchtigem Herzen."
Walter von Sanden - Guja "Überall Leben"
Einer meiner Lieblingsautoren, vielleicht sogar der mir liebste und wichtigste. Der Landwirt und Naturkundler verfasste zahlreiche Bücher über die Natur seiner Heimat und ihre Bewohner. Sein Gut lag im Kreis Darkehmen, heute sehr nah der Grenze zum Kaliningrader Gebiet. Mich faszinierte die große Liebe zur Natur, sein Respekt vor allem Leben und sein tiefer Glaube. Das Gut Klein - Guja, heute Nova - Guja übernahm er aus der Hand seiner geliebten Mutter. Einer beeindruckenden Frau. So wollte ich, nachdem ich seine Bücher mehrfach geradezu verschlungen hatte, einmal dort stehen. Ich machte mich auf die Suche nach Guja.
Besonders in seinem Buch "Das Gute Land" beschreibt Walter von Sanden - Guja, die Schönheit dieses Ortes und tiefe Liebe spricht aus jeder Zeile. Dort zu stehen, lässt sich mit Worten nicht beschreiben.
Die Fortsetzung von "Das Gute Land" ist "Schicksal Ostpreußen". Aufzeichnungen aus zwei Kriegen, die tragischer nicht sein konnten, und der Zeit dazwischen. Hier wird das große Verantwortungsgefühl der Grundbesitzer in Ostpreußen gegenüber Mitarbeitern, Land und Natur lebendig greifbar. Den Repressalien des NS - Regimes ausgesetzt, gibt von Sanden - Guja alles, um die ihm anvertrauten Menschen und Tiere und sein gutes Land zu schützen. Die Aufzeichnungen zu diesem Buch lagen sicher in Gujas Erde begraben. Als die Vertreibung unabwendbar klar vor ihm lag, in diesen letzten Tagen, grub er die Manuskripte aus.
Es blieb ihm an letzter Pflichterfüllung, den Hengst seiner Frau, der sie über 20 Jahre durch den geliebten Wald getragen hatte, genau dort zu erschießen. Die Flucht hätte er nicht überstanden und die Russen hätten das sensible Pferd schwer misshandelt. Auch die Wellensittiche seiner Frau musste er vor dem Schicksal bewahren, auf dem Gut zurückzubleiben.
Seine größte Sorge bei dem endgültigen Abschied von Guja galt seinem Wald, den er selbst gepflanzt hatte.
Am Ende überließ er sogar seine gut bepackten Fluchtwagen seinen treuen Mitarbeitern und flüchtete mit seiner Frau auf dem Fahrrad über das Haff.
Und dann stand ich vor dem Gut...
Wo meine Toten sind
"Im schönsten Wiesengrunde
steht meiner Heimat Haus." -
Im selben Wiesengrunde
Ruh´n meine Toten aus.-
Des Flusses Wellen grüßen
Durch Tannen weht der Wind, -
Oh Gott, ich möchte wissen,
Wo ihre Seelen sind? -
Durch weite grüne Räume
Einst frohes Lachen scholl.
Jetzt steh´n die alten Bäume
So düstrer Schatten voll.
Es wären dunkle Tage
In meiner Heimatflur,
Fänd ich auf meinen Wegen
Nicht deine liebe Spur. -
Walter von Sanden - Guja Gedichte, Landbuch - Verlag, Hannover
Wo Worte versagen, sprechen Bilder.
In dieser Galerie folgt ein Rundgang durch das Haus, in dem er die wundervollen Bücher verfasste.
In dem Gebäude war es dunkel, die Bilder gelangen nur mit sehr langen Belichtungszeiten bis zu 1/5 sec und wurden nur dank des IBIS der Fujifilm XH 1 realisierbar.
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Bei aller Tragik würde man Herrn von Sanden - Guja nicht gerecht, wenn man den Blick nicht auf das durch und durch Positive seiner Gesinnung richten würde. In Werken wie "Überall Leben" beschreibt er seine tiefen Erfahrungen in dieser einzigartigen Natur. Nachdem ich las, wie er seine Jacke nicht mehr anrührte, solange ein Spinne darin nistete, trage ich jede Spinne vorsichtig aus dem Haus. Er öffnet Augen und Herz für die unzähligen Wunder der Schöpfung. Daher zum Abschluss einige Impressionen der Wunder in Gujas Wäldern.
Die Schönheit lebt dort noch immer, so wie er sie beschrieben hat.
Leider sind die Bücher nur noch antiquarisch zu erhalten.
Vor mir liegt gerade "Guja - Leben am See der Vögel" Gräfe und Unzer Verlag Königsberg (Pr) 1933
"Im Wechsel der Jahreszeiten" Gräfe und Unzer Verlag Königsberg (Pr) 1937
"Das Gute Land" Gräfe und Unzer Verlag Königsberg (Pr)
"Schicksal Ostpreußen" Landbuch Verlag Hannover
"Überall Leben" Landbuch Verlag Hannover 1959
"Gedichte" Landbuch Verlag Hannover
"Der Große Binsensee" Francksche Verlagshandlung Stuttgart 1953
Nach der Vertreibung begann Walter von Sanden - Guja, der den Zusatz Guja in seinem Namen aus Hingabe an sein Guja hinzufügte, mit seiner Frau Edith, einer Künstlerin, von vollkommenen Nullpunkt. Es gelang ihnen sich eine neue Existenz aufzubauen. Er engagierte sich weiter für den Naturschutz, nun im Naturpark Dümmer, den er maßgeblich förderte und unterstützte.
Sinkende Sonne
Segnet die Saaten,
Warmer Südwest
Wehet sie wach. -
Winter und Wetter
Gingen zu Grabe
Frühling und Wohllaut
Wird auf der Welt.
Kraniche kommen
Segelnd vom Süden,
Singen und sehnen
Zur Heimat sich hin. -
Heimat, du holde,
Dir lass ich mein Leben,
Wogende Wasser,
Wehender Wind.-
Walter von Sanden - Guja